Liebe Leserin, lieber Leser!
Es gibt eine ungeschriebene „Regel“, wenn es darum geht, im Internet, vor allem in sozialen Medien Artikel zu lesen: Sie lautet: Niemals die Kommentare lesen.
Natürlich mache ich das doch, denn ich bin ja neugierig, außerdem kommentiere ich ja auch selbst und möchte eigentlich gerne mit anderen über das Thema in den Austausch kommen.
In vielen Fällen ist das unterhaltsam, lehrreich und oft auch sehr berührend.
Wo diese Regel aber besser gelten sollte, sind Artikel auf katholischen Internetseiten. Dort begegne ich immer, wirklich immer Menschen, die sich erlauben, die Frömmigkeit anderer anzuzweifeln und in den Dreck zu ziehen. Es sind Menschen, die mit Beleidigungen und bissigen Hasskommentaren, getarnt als „kluge“ Richtigstellungen, zeigen wollen, dass sie die wahren Gläubigen sind, dass alle anderen weder Ahnung noch eine Chance auf göttliche Anerkennung haben.
Ganz besonders dann, wenn das Thema des Artikels mehr Rechte fordert für Menschen, die in unserer Kirche derzeit noch nicht voll anerkannt und mit Rechten ausgestattet sind, allerdings auch dann, wenn es um Modernisierungen der Kirche geht mit dem Ziel, den Glauben auch für andere zugänglicher zu machen und damit heilswirksam werden zu lassen.
Mich erschüttert diese Arroganz immer wieder neu zutiefst.
Und dann lese ich das Evangelium dieses Wochenendes, in dem Jesus deutlich sagt, dass jeder Mensch, der auch nur ein bisschen daran glauben kann, dass Jesus der Messias ist, seinen Anteil am Heil und seinen Platz im Gottesreich haben wird. Ja, Jesus wird sogar drastisch und meint, dass der, der einem solchen Menschen Ärger bereitet, besser mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen werden solle.
Für mich zeigt das deutlich: Es ist nicht an mir zu richten, ob ein anderer genug oder gut genug glaubt. Ich muss Gott nicht verteidigen, wenn ein anderer Gott anders versteht oder Gottes Liebe für sich in Anspruch nehmen möchte.
Meine Aufgabe ist einfach: Gott lieben. Den Nächsten lieben, wie mich selbst. In diesem Sinne, eine gesegnete Woche!
Ihre Stephanie Dormann, Pastoralreferentin
Auszug aus dem Wochenbrief Nr. 40