Liebe Gemeinde.
Endlich leben
Einige Gedanken zum Allerseelenmonat, dem November.
Andreas R. Batlogg, Jesuit und Publizist, sagt, mit der eigenen Sterblichkeit konfrontiert zu werden, kann Angst machen. Doch uns ist eine Zukunft mit Gott verheißen. Ist das nur ein frommer Wunsch? So fragt er. Weiter: Eine schöne Fantasie? Reden wir es uns ein, weil es gern so hätten? Am Ende des ersten Hochgebets in der Feier der Eucharistie ruft der Priester beim Gedächtnis für die Verstorbenen zu Gott: „Wir bitten dich: Führe sie und alle, die in Christus entschlafen sind, in das Land der Verheißung, des Lichtes und des Friedens.“ Welch ein poetisches, welch ein tröstliches und beruhigendes Bild! Und Christinnen und Christen ist ein Wiedersehen verheißen. Mit allen unseren Verstorbenen? Oder nur mit einigen?
Wie es sein wird, wo es sein wird – das wissen wir nicht. Sehen wir unsere Eltern, unsere Verwandten, unsere Freunde physisch wieder, leibhaftig also? Und was heißt das, wenn die Körper verwest oder eingeäschert worden sind? Werden wir sie sehen, mit ihnen reden, lachen, tanzen? Ich bin gespannt, so Andreas R. Batlogg. Und was ist, wenn jemand seine Angehörigen nicht wiedersehen will? Das dritte Hochgebet umschreibt den Zustand so:
„Dann wirst du alle Tränen trocknen. Wir werden dich schauen, wie du bist, dir ähnlich sein auf ewig und dein Lob singen ohne Ende.“ Diese Aussage spricht mich an! Was für eine Perspektive! Ich wünsche allen diese Perspektive, gerade, wenn wir im Allerseelenmonat die Gräber unserer Lieben aufsuchen, eine Kerze oder eine Blume auf das Grab
stellen. Das hat seinen eigenen Reiz: Der Gang auf den Friedhof, das Stehen am Grab, das stille Gedenken oder das ausdrückliche Beten
sind besondere Momente.
Ich wünsche sie allen!
Achim Klaschka, Pfarrer em.
Auszug aus dem Wochenbrief Nr. 47