Liebe Gemeinde,
in dieser besinnlichen Zeit des Jahres, wenn die Tage kürzer werden und die Nächte länger, halten wir inne und möchten den bedeutungsvollen Moment von Weihnachten feiern. Die festliche Atmosphäre erinnert uns daran, wie wichtig es ist, Liebe und Mitgefühl zu teilen.
Weihnachten ist nicht nur ein festlich geschmückter Tannenbaum oder das Geschenkeauspacken – es ist vielmehr die Zeit der Zusammenkunft, der Wärme in unseren Herzen und des Teilens mit denjenigen, die uns nahestehen. Und doch stellen wir auch in diesem Jahr fest, an wie vielen Orten es wenig Wärme und Liebe gibt. Ich finde, das ist ein Skandal!
Im 18. Jahrhundert wurde die Religion massiv angegriffen und sollte abgelöst werden.
Religion wurde im Rahmen der Aufklärung hinterfragt. Die Vernunft sollte in der Idee der Aufklärung das Maß der Dinge sein. Aber statt, dass sich die Vernunft durchsetzte, kam mit der Industrialisierung die Technik. Naturwissenschaft und Technik haben die Überlebensbedingungen verbessert und verschlechtert zugleich – bis dahin, dass die Zukunft des Menschen existentiell bedroht ist. Der Klimawandel ist wohl eine der größten Herausforderungen.
Und so feiern wir wieder einmal Weihnachten in einer Welt, die eigentlich ein Umdenken bitter nötig hat.
Vielleicht ist dies aber genau die Stärke von Weihnachten: In einer bedrohten Welt, in einer Welt, wo Technik und Vernunft nicht ans Ziel führen, sich auf eine Wurzel („religio“ meint „re legere“ – zurückbinden, anbinden, von Neuem durchgehen) zu besinnen, die zumindest eine Hoffnung verheißt: Dass in aller Brüchigkeit der Welt und menschlichen Existenz ein Gott Mensch wird, der uns Hoffnung verheißt. Der bereit ist, mitzugehen. Der bereit ist, die Höhen und Tiefen dieser Welt mitzutragen.
So wünsche ich Ihnen mit Blick auf das Weihnachtsfest und den Jahreswechsel viele Gelegenheiten, das Vergangene zu reflektieren und mit Hoffnung in die Zukunft zu blicken. Möge das kommende Jahr uns Chancen für persönliches Wachstum, Gemeinschaft und ein tieferes Verständnis füreinander bereithalten und unseren Blick für das Wesentliche schärfen, da wir als Christen:innen mit einer Hoffnung unterwegs sein dürfen.
In Verbundenheit
Ihr
Joachim Brune, Pfarrer
Auszug aus dem Wochenbrief Nr. 52/01.