Gedenkstein Kloster Kamp
Keimzelle des ersten Zisterzienserklosters auf deutschem Boden
Wo liegt die Keimzelle des Klosters Kamp?
Weit über die Grenzen vom heutigen Kamp-Lintfort ist das im Jahr 1123 durch die Zisterzienser gegründete Kloster Kamp bekannt. Die Keimzelle des Klosters auf deutschem Boden liegt der Überlieferung nach an der Grenze zwischen dem heutigen Niederkamp und Altfeld, unweit dieses Gedenksteins, der anlässlich des Jubiläums „900 Jahre Kloster Kamp“ aufgestellt wurde. Erst im Jahr 1150, so ist dem Buch „Die Abtei Camp am Niederrhein“ von Matthias Dicks zu entnehmen, wurde eine erste steinerne Kirche hoch auf dem Kamper Berg errichtet. Kloster Kamp blickt auf eine wechselhafte Geschichte: Aufbau und Blütezeit, Gründung von Tochterklöstern, Zerstörung und Wiederaufbau, Säkularisation und Wandel in Kirche und Welt.
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Unweit von hier, etwa 500 Meter in nordwestliche Richtung, zwischen dem Kamper Wald (Hohe Busch), Niederkamper Forst und einem Ausläufer der Baerlag und der Saalhoffer Ley, wird nach Matthias Dicks die Keimzelle des Klosters Kamp angenommen. Hier wurde im Jahr 1123 das erste Zisterzienserkloster auf deutschem Boden gegründet.
Friedrich I., Erzbischof von Köln, schenkte seinem Bruder, Abt Heinrich I., und seinen 12 Mönchen, die aus Morimond in Frankreich kamen, jene einsame Gegend genannt Veterus Campus. Es war eine Niederung, ruhig gelegen und fernab vom Lärm – die typische Lage für ein Zisterzienserkloster. Sie war größtenteils sehr sumpfig, aber durchzogen von Äckern, Wiesen und Weiden. Es gab schon Bauern in dieser Gegend, die bescheidene Landwirtschaft betrieben. Namen wie Althoff oder Kraywinkel sind heute noch bekannt.
Die Stiftungsurkunde nennt den 31.01.1123 als Gründungstag der 12 Mönche mit ihrem Abt Heinrich.
Auf einer etwa zwei Morgen (= 5.000 m²) großen Fläche errichteten sie ihr bescheidenes Kloster. Sie hatten die Erlaubnis, aus dem Umland und den Wäldern Baumaterial wie Holz und Lehm für die Errichtung der Klosteranlage zu nutzen. Diese besagte Stelle, Althoffs Büschchen genannt, war bis etwa 1930 mit Haselnusssträuchern bewachsen.
Ein Mönch aus Morimond hatte die Gegend zuvor inspiziert. Die Mönche trugen einen einfachen Habit aus Schafswolle. Die Farbe des Gewands trug ihnen den Beinamen „Die Grauen“ ein. Im Rückblick kann man sagen: Im Lauf der Zeit hatten sie unter sich sehr gute Fachleute in Viehzucht, Landwirtschaft, Urbarmachung von Sumpf und Heide, im Gartenbau, in der Obstkultur, in der Fischzucht und in der Bienenhaltung mit Gewinnung von Honig und Wachs. Morimond versorgte seine Tochterklöster mit passendem Werkzeug, Sämereien und Stecklingen aus Frankreich.
Liturgische Geräte und Bücher, auch die Reliquie der heiligen Agatha, wurden mitgebracht. Die Reliquie befindet sich noch heute „auf Kamp“, in der Basis des Altars, an dem die Gemeinde die heilige Messe feiert.
Gleich ob in Landwirtschaft, Studium oder im Skriptorium (der Schreibstube, in der Bücher von Hand kopiert wurden), alle Mönche stellten ihr ganzes Leben in den Dienst Gottes. Zu den überwiegenden Aufgaben der Mönche zählten Gebet und die Feier von Gottesdiensten, die Krankenpflege, die Führung von Haus und Küche, sowie das Anfertigen der Handschriften, teils auf Pergament.
Der Zulauf an neuen Mönchen war bald groß, das Wirken der Mönche offensichtlich glaubwürdig und vorbildlich, sodass schon sechs Jahre später, 1128/1129, das erste Tochterkloster von Altfeld aus gegründet wurde: Walkenried im Harz. Es folgten Tochterklöster in Volkenroda in Thüringen (1131) und Amelungsborn in Niedersachsen (1135).
Der erste Abt, Heinrich I., verstarb 1134. Vermutlich fand er seine letzte Ruhestätte in Altfeld.
Sein Nachfolger im Jahr 1134 mit einer Amtszeit von 40 Jahren wurde Abt Theoderich. Unter Theoderichs Leitung fand die für Zisterzienser, die sich bis dahin immer in flachen Niederungen niedergelassen hatten, untypische Verlagerung des Klosters auf den nahegelegenen Kamper Berg statt. Manche meinen, Mückenplagen seien der Grund gewesen. Matthias Dicks jedoch erwähnt ausdrücklich den störenden Lärm durch benachbarte Hofanlagen. Laut Dicks wurde eine erste Kirche 1150 auf dem Kamper Berg in Gebrauch genommen.
Im Laufe der Jahrhunderte erlebte Kloster Kamp eine sehr wechselhafte Geschichte: Von 1580 bis 1640 war Kloster Kamp zum Beispiel praktisch verwaist und wurde vom Grafen Adolph von Neuenahr und Moers völlig zerstört. Erst Ende des Jahres 1700 waren Kloster und Kirche wieder soweit hergestellt, dass die Mönche am 19. November 1700, dem Fest der heiligen Elisabeth, feierlich in die Kirche einziehen konnten.
Unter Abt Franziskus Daniels kam es um den Preis einer starken Verweltlichung zu einer großen Prachtentfaltung: Er ließ neben der Kirche ein großes Abt-Gebäude, die sog. Prälatur, und den prunkvollen Terrassengarten erbauen, den man heute (seit 1990) in „abgespeckter“ Form wieder sehen und besuchen kann.
1802 brachte die Säkularisation durch Napoleons Besatzungstruppen das Ende der Zisterzienserabtei Kamp. Erhalten blieben nur die Kirche und das sog. Infirmarium (das Krankenhaus) der Abtei mit dem schönen Rokokosaal. (Heute Sitz des „Geistlichen und Kulturellen Zentrums Kloster Kamp“.)
Nach einem Dornröschenschlaf von 152 Jahren erwachte im Kloster Kamp im Jahr 1954 durch die Karmeliter das Ordensleben neu. Wegen Nachwuchsmangel musste dieser Konvent das Kloster allerdings im Jahr 2002 wieder aufgeben.
Heute gehören die Räumlichkeiten zur Pfarrei St. Josef. Sie werden durch das „Geistliche und Kulturelle Zentrum Kloster Kamp“ genutzt.
Ort des Gedenksteins
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