Kindlich vertrauen können
Ich mag das Bild vom guten Hirten.
Vielleicht deshalb, weil ich da gute Erinnerungen ganz kindlicher Natur mit verbinde. Als ich Kommunionkind war, bekam ich viele Glückwunschkarten mit bunten Bildern drauf – Anfang der 70er Jahre durchaus noch etwas Besonderes. Einige davon habe ich vorsichtig abgelöst und stolz in mein neues Gebetbuch gelegt. Die haben wir Kinder uns dann sonntags im Gottesdienst während der wahrscheinlich nicht immer packenden Predigt angeschaut und verglichen. So hat sich in dem kindlich gebliebenen Teil von mir das Bild vom guten Hirten eingebrannt. Der Jesus darauf sah lieb(end) und vertrauenserweckend aus, nicht so traurig und gebrochen wie der Mann am Kreuz, den ich auch im Kommunionunterricht kennengelernt hatte. Auf manchen Bildern lag ein Schaf um seine Schultern, das hatte gerade einen Ausflug unternommen und sich dabei verirrt. Und der gute Hirte hat es gesucht und wiedergefunden und zärtlich zu seiner Herde zurückgebracht.
Kindlich vertrauen zu können, das würde ich gern. Es gelingt mir nicht immer, weil ja trotz aller Zusagen, dass Gott den Menschen seinen Schutz gewährt, schlimme Dinge passieren und auch die Frömmsten nicht vor Unglück gefeit sind. So vertrauensvoll möchte ich sein wie meine damals vierjährige Tochter, mit der ich in der Stadt unterwegs war und die sich plötzlich inmitten des großen Geschäftes alleine wähnte, so dass sie laut rief: „Mama, pass auf mich auf!“ Und als sie meine Stimme hörte – „Ich bin da und sehe dich“ – beruhigt weiter erkunden konnte, was sie neugierig gemacht hatte.
Daran erinnert mich das Bild vom guten Hirten, und ich versuche das Kind in mir zu bestärken, das glaubensstark ist und sich nicht von Zweifeln übermannen lässt. Mit ihm kann ich Gott sagen: „Pass auf mich auf und noch viel mehr auf meine Kinder und mein Enkelkind und alle, die mir am Herzen liegen. Und lass meine Angst grundlos sein, dass etwas Schlimmes passiert. Und wenn doch etwas passiert, dann lass mich nicht fallen, sondern halte mich geborgen und gib mir den Halt, den ich brauche.“
Gertrud Sivalingam, Pastoralreferentin
Auszug aus dem Wochenbrief Nr. 17.