Liebe Leserinnen und Leser,
der Text des heutigen Sonntagsevangeliums stammt aus der sogenannten „Feldrede“ im Lukasevangelium. Jesus sagt seinen Zuhörern: „Liebt eure Feinde!“ Wer ist der Feind? Das Wort Feind wird hergeleitet vom althochdeutschen fiant, was Hass bedeutet. Viele von uns werden keine Person haben, die sie hassen. Wir haben sicher Menschen, die wir nicht mögen und die uns immer wieder herausfordern und provozieren, aber hassen ist eine andere Dimension.
Liebt eure Feinde
Die Verrohung der Gesellschaft hierzulande wie auch weltweit, zeigt uns, dass es üblich geworden ist, zu hassen, zu verfluchen, zu beleidigen und tätlich anzugreifen. Natürlich gibt es einiges in unserer Gesellschaft zu kritisieren und Unrecht zu benennen, aber Viele in unserer Bevölkerung merken nicht, wie gut es uns politisch geht, jedenfalls am Geschichts- und Weltmaßstab gemessen. Durch den Hass oder ausschließliches negatives Kritisieren hindern wir uns daran, Gutes zu tun. Durch Hass laden wir Demagogen und Populisten ein, die politische Bühne zu betreten. Eine antisemitische oder fremdenfeindliche Reichskristallnacht oder – was wir verhüten mögen – „Bundeskristallnacht“ entsteht nicht von selbst.
Was haben wir als Christen dem gegenüber zu setzen?
Papst Franziskus sagte bei einem Besuch anlässlich der Konferenz „Friedensgrenze Mittelmeer“ in Bari im Jahr 2020 dazu folgendes: Ist der christliche Unterschied: Beten und lieben? Christus fordert von uns den Mut einer Liebe ohne Berechnung! Wie oft missachten wir seine Forderung, wenn wir uns verhalten wie alle anderen. Das Liebesangebot Jesu ist keine bloße Provokation, es bildet das „Herzstück“ des Evangeliums… Denn wer Gott liebt, hat im Herzen keine Feinde…Wählen wir die Liebe, auch wenn es uns Mühe kostet, auch wenn dies gegen den Strom geht. Lassen wir uns nicht von der allgemeinen Denkweise beeinflussen, geben wir uns nicht mit halben Sachen zufrieden. Nehmen wir die Herausforderung Jesu an, die Herausforderung der Liebe. Wir werden echte Christen sein und die Welt wird menschlicher sein.“
Seien wir also barmherzig, wie unser Vater barmherzig ist.
Ihr Klaus Reinecke, Diakon

Auszug aus dem Wochenbrief Nr. 9