„Was ist der Mensch?“
Es ist eine selbstverständliche Tatsache, dass der Mensch nach sich selber fragt. Die Frage nach sich selber ist Ausdruck und Garant seiner Humanität, seiner Menschlichkeit. Der Mensch ist ein offener Prozess, ein Homo viator, ein Wanderer. So beschreibt ihn der französische Philosoph Gabriel Marcel in seiner„Philosophie der Hoffnung“. Es ist der Versuch einer Antwort auf die Frage: „Was ist der Mensch?“
Zwar ist jeder ein Mensch, der ein Menschenangesicht trägt, die Menschlichkeit des Menschen jedoch ist eine offene Frage – jeder weiß das, denn er wird sie so leicht nicht mehr los, wenn sie erst einmal aufbrach. Schon im Alltäglichen lauert die Frage nach ,,dem Menschen“ auf ihn; ganz zuschweigen von den Situationen des Schmerzes, der Einsamkeit oder eines jähen Verlusts. Und die Frage bleibt sein Begleiter. Ja, nicht bloß die Biographie jedes Einzelnen für sich, auch die Entwicklung von ganzen Gesellschaften und Kulturen, die Geschichte selbst lässt sich verstehen als Streit und Übereinkunft über die Frage, was menschlich und was unmenschlich heißen soll: Freiheit und Frieden, Vergebung und Versöhnung; Krieg und Hunger, Folter und Diktatur.
Nach den Erfahrungen des Menschen mit dem Menschen im Zweiten Weltkrieg haben sich die Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948 wenigstens auf gemeinsame, unaufgebbare Menschenrechte geeinigt. Aber die Geschichtebewies ungerührt weiter, dass die Differenz zwischen „dem Menschen“ und der persönlichen, sozialen und politischen Realität der Menschen eine dauernde Not bleibt. Was also ist der Mensch? Auf das Ganze der Geschichte gesehen jedenfalls
ein offener Prozess (Gabriel Marcel) des Suchens und des Ringens, des Wettstreits und des Zerbrechens von Projekten und Ideologien, des gelegentlichen Aufatmens und aufscheinenden Gelingens wie der Fehlschläge und des Scheiterns, ein Prozess auch der Empörung im Namen des Menschen und der Erniedrigung von Menschen durch Menschen. Immanuel Kant hat die Intentionen seines gesamten Philosophierens in vier berühmte Fragen zusammengefasst:
„Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch?“
Ich hoffe, dass wir gemeinsam mit diesen Fragen auf Jesus Christus schauen.
Herzlich Achim Klaschka
(Anregungen: Thomas Pröpper, Theologische
Anthropologie I)
Auszug aus dem Wochenbrief Nr.24